161 Neues Erzbischöfliches Ordinariat München

Umbau der ehemaligen Landesbodenkreditanstalt in das Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum der Erzdiözese München

Die Geschichte des Ortes

In den Jahren 1583 bis 1590 errichtete der Jesuitenorden mit Unterstützung Herzog Wilhelms V. an der heutigen Neuhauser Straße die Michaelskirche und ein Kollegiengebäude, das Wilhelminum. Architekt des teils sechsstöckigen Gebäudes mit vier Innenhöfen war der niederländische Baumeister Friedrich Sustris.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 erlebte das Gebäude nach einer vorübergehenden Nutzung durch den Malteserorden und verschiedene Kurfürstliche Behörden eine wechselvolle Geschichte: es beherbergte die Bayerische Staatsbibliothek vor ihrem späteren Umzug in die Ludwigstraße (1774-1843), ein Kadettenkorps (1775-1826), das Landesarchiv (1774-1844), die Akademie der Wissenschaften (1783-1944), die kurfürstliche Maler-, Bildhauer- und Zeichenschule (1781-1809) und die Akademie der Bildenden Künste (1809-1885), worauf die heutige Bezeichnung des Gebäudes als „Alte Akademie“ zurückgeht.

Im Jahr 1826 wurde die Ludwig-Maximilians-Universität von Landshut nach München verlegt und blieb bis zum Bezug des Neubaus an der Ludwigstraße im Jahr 1840 in der Alten Akademie beheimatet. Nach der Aufnahme weiterer Nutzungen, wie der des Geheimen Staatsarchives (seit 1845), der Rechnungskammer (seit 1865) und des Oberlandesgerichtes (seit 1879) fiel das Gebäude im April 1944 Fliegerbomben zum Opfer. Nach dem Wiederaufbau der „Alten Akademie“ in Anlehnung an die alten Hofstrukturen beherbergte das Gebäude im südlichen Bereich das Bayerische Landesamt für Statistik und das Kaufhaus Hettlage, beide vom Architekten Josef Wiedemann erbaut (1951-55) und im nördlichen Bereich die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, vom Architekten Franz Jaud erbaut (1951-54).

Der Umbau

Durch den Auszug der Landesbodenkreditanstalt im Jahr 2006 ergab sich für das Erzbistum München und Freising die Möglichkeit des Kaufes deren Gebäudeteiles der Alten Akademie und damit die Gelegenheit, an einem zentralen innerstädtischen Ort auf verschiedene Stellen verteilte Einrichtungen zusammenzuführen.

Die größte Herausforderung des Umbaus lag in der Umformung des ehemaligen nichtöffentlichen Verwaltungsgebäudes in ein für Benutzer und Besucher gleichermaßen einladendes und offenes Haus. Dementsprechend wurde die Lage des Einganges, die Sichtbarkeit der Adresse und die Gestalt des Eintritts in das neue Haus zu einer der wesentlichen Eingriffe in das System des bestehenden Hauses.

Der ehemalige Eingang des Hauses orientierte sich zu einem offenen Platz, der die Alte Hauptsynagoge bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten im Juni 1938 beheimatete. Anfang des 21.Jahrhunderts wurde der Platz durch eine Erweiterung des benachbarten Kaufhauses Oberpollinger wieder bebaut. Die dadurch unverständlich gewordene und räumlich unbefriedigende Orientierung des Eingangs wird nun an die im Stadtraum markante Ecke des Hauses verlegt.
Der neue Eingangsraum empfängt den Besucher nun durch einen zweigeschossigen Empfangsraum, welcher sich zur Straße weit öffnet und den Auftakt einer Abfolge zweigeschossiger Räume bildet: der Empfangsraum zur Straße, die Halle zum Gartenhof und die Kapelle über dem Eingangsraum. Der zweigeschossige Raum für die neue Kapelle wird durch die Entnahme der Decke zwischen dem ersten und zweiten Bürogeschoss hergestellt. Dieser Raum erfährt einen äußerst artifiziellen Einbau eines introvertierten Raumes in Form eines geschnittenen Ellipsoides mit einer ausschließlichen Belichtung über eine elliptische Öffnung als oberem Abschluss.

Aus dem repräsentativen Zierhof des Ursprungsbaus wird ein Gartenhof als Ort der Begegnung aller 450 Mitarbeiter des Hauses und deren Gäste. Um den Gartenhof gruppieren sich die Konferenzräume des Hauses, die Cafeteria und ein Mitarbeiterrestaurant. Zwei kommunizierende Skulpturen Antony Gormleys im Gartenhof und der Eingangshalle unterstützen dabei den räumlichen Dialog zwischen Haus und Garten.

Die drei oberen Geschosse und das Dachgeschoss sind im Wesentlichen den Büros der Mitarbeiter vorbehalten. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei zugänglich. Eine mineralische Innendämmung mit integrierter Wandheizung sorgt hier für ein behagliches Raumklima. Die räumlichen Eingriffe beschränken sich auf Herstellung eines hervorragenden Arbeitsplatzkomforts und einer stimulierenden Atmosphäre der gemeinschaftlich genutzten Räume, allen voran der Erschließungsräume. Zur Unterstützung der Orientierung im Haus entwickelte Andreas Uebele ein Leitsystem, nach dem die Eckräume eines jeden Geschosses in Farben aus dem liturgischen Spektrum bemalt sind.

  • Klient:

    Erzbischöfliches Ordinariat München

  • Ort:

    München - Altstadt

  • Planungszeitraum:

    2010 - 2016

  • Geschossfläche:

    28.280 m²

  • Team:

    Partner
    Dietrich Fink, Thomas Jocher
    Projektteam
    Ivan Grafl (Teamleitung), Alexander Dorsch (Projektleitung), Ekin Özdil, Beate Zimmermann, Julia Gegg, Andreas Matievits, Florian Latsch, Jörg Radloff, Andreas Held, Lena Lorenz

  • Fachplanungen:

    Aichner Kazzer Architekten, München (Bauüberwachung)
    Keller Damm Roser Landschaftsarchitekten, München (Freianlagenplanung)
    Barthel und Maus, München (Tragwerksplanung)
    Ingenieurbüro Hausladen GmbH, Kirchheim (Klimatechnik)
    Raible + Partner GmbH & Co. KG, Unterschleißheim (Elektro- und Kommunikationstechnik)
    IBN Bauphysik GmbH & Co. KG, München (Bauphysik)
    Büro Uebele, visuelle Kommunikation, Stuttgart (Leit- und Orientierungssystem)
    Schmidt König Lichtplaner, München (Lichtplanung)
    pbb Planungsbüro Balke, München (Gastronomieplanung)

  • Kunst und Skulptur:

    Antony Gormley, London (BARE III, Eingangshalle)
    Antony Gormley, London (MARK II, Zierhof)

  • Veröffentlichungen:

    DETAIL 11/2018 Licht und Raum

  • Fotografie:

    Michael Heinrich Fotografie für Architekten

Zeichnungen

Lageplan
Lageplan
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Grundriss 1. Obergeschoss
Schnitt vor Umbau
Schnitt vor Umbau
Schnitt nach Umbau
Schnitt nach Umbau
Schnitt
Schnitt
Überlagerung Bestand und Eingriff
Überlagerung Bestand und Eingriff

Historische Zeichnungen

Erdgeschoss
Erdgeschoss
1. Obergeschoss
1. Obergeschoss
3. Obergeschoss
3. Obergeschoss
4. Obergeschoss
4. Obergeschoss
Ansicht Kapellenstrasse
Ansicht Kapellenstrasse
Ansicht Maxburgstrasse
Ansicht Maxburgstrasse
Schnitt Innenhof
Schnitt Innenhof
Wilhelminum München, Kupferstich von Michael Wening, um 1750
Wilhelminum München, Kupferstich von Michael Wening, um 1750

Zustand vor Umbau

Eingangshalle
Eingangshalle
Entree
Entree
Kapellenstraße Hauptzugang
Kapellenstraße Hauptzugang
Kasino
Kasino
Maxburgstraße
Maxburgstraße

Baudokumentation

Dachausbau Büros
Dachausbau Büros
Einbau Kapelle
Einbau Kapelle
Herstellung der Eingangshalle
Herstellung der Eingangshalle
Torkretierung Bibliothek
Torkretierung Bibliothek
Unterfangung der Aussenwand zum Zierhof
Unterfangung der Aussenwand zum Zierhof
Verlegung des Haupteingangs
Verlegung des Haupteingangs

Baugeschichte der Alten Akademie München

Historische Pläne und Fotos
Historische Pläne und Fotos

Projekte

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