Veröffentlichung Kapelle im Erzbischöflichen Ordinariat München in der DETAIL
Nur wenige Schritte über den Büroflur sind es für die Angestellten des Erzbischöflichen Ordinariats in München, wenn sie sich zum Gebet in die hauseigene Kapelle begeben. Dort jedoch betreten sie eine andere Welt. Fink + Jocher konzipierten Sakristei, Gebetsraum und einen kleinen Annex für die Marienverehrung als dreiteilige Sequenz aus abstrakt-weißen Kuppelräumen, deren Größe und Konturen auf den ersten Blick kaum zu erfassen sind. Während die Sakristei indirekt durch Leuchtstofflampen erhellt wird, versorgt ein großes, gekrümmtes Deckensegel den Gebetsraum mit Tages- und Kunstlicht. Tagsüber reflektiert es das Licht, das durch die Fenster einfällt. Wenn die natürliche Helligkeit allein nicht ausreicht, strahlen Halogen- Hochvoltfluter vom oberen Rand der gekrümmten Wandscheiben gegen die Abhangdecke. Das schlichte, matt weiß lackierte Holzgestühl und der Altar aus Carrara-Marmor, ein Werk der Künstlerin Susanne Wagner, fügen sich nahtlos in die monochrome Farbwelt ein. Selbst die zwei Eingangstüren in den Raum sind innen mit weiß beschichtetem Metallblech verkleidet. Äußerlich weist nichts auf das Raumerlebnis in der Kapelle hin. Die Alte Akademie in der Münchener Innenstadt st ein nüchterner Nachkriegsbau mit zeitloser Lochfassade. Ihr nördlicher Teil beherbergte lange Zeit die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, die im staatlichen Auftrag Baukredite vergibt. Ab 2010 ließ das Erzbistum München und Freising diesen Gebäudetrakt durch Fink + Jocher zu seiner neuen Verwaltungszentrale umbauen. Während das Erdgeschoss teilweise auch Besuchern offen steht, sind in den Obergeschossen überwiegend die Mitarbeiterbüros untergebracht. Die Kapelle bildet den Abschluss einer Sequenz zweigeschossiger, als eine Art Split-Level gegeneinander versetzter Räume, die von der Eingangshalle an der Gebäudeecke über das Haupttreppenhaus bis in den Gebets raum reicht. Für seinen Bau wurde eigens eine Geschossdecke aus dem Haus entfernt. Die Kuppeln der Kapelle und ihrer beiden Nebenräume wurden komplett in Trockenbauweise erstellt und sind im unteren Bereich mit vier, weiter oben mit zwei Lagen 6,5 mm starker Gipskartonplatten beplankt. Dabei kamen drei unterschiedliche Fertigungsmethoden zum Einsatz: Die stärker gekrümmten Enden des Hauptraums sowie der Annex für die Marienverehrung bestehen aus vorgefertigten Raumschalen, die von Längsund Querspanten aus 25 mm OSB-Platten getragen werden. Für die weniger stark gekrümmten Längswände im zentralen Bereich der Kapelle wählte der Trockenbauer eine vorgefertigte, elementierte Metallunterkonstruktion, auf die erst an der Baustelle die Gipskartonplatten montiert wurde. Die Sakristei entstand direkt vor Ort aus OSB-Spanten und Gipskarton. (Detail 11.2018)